"Mama ich kann zuhause nicht gesund werden!"
"Mama ich kann Zuhause nicht gesund werden!"
Viele Mütter einer an Magersucht erkrankten Tochter berichten im Erstgespräch, dass ihre Tochter den Wunsch hat das eigene Zuhause zu verlassen. Meistens handelt es sich hier um eine lange Leidensgeschichte oder um einen sehr schweren Verlauf. Für Mütter ist diese Aussage, dass ihre Tochter zuhause nicht gesund werden könne erst einmal wie ein Schlag ins Gesicht. Sie alle geben stets 100% damit ihr Kind wieder gesund wird. Sie sind 24 Stunden täglich mit dem Thema der Magersucht beschäftigt. Sie agieren bis zur Selbstaufgabe. Viele Frauen leben emotional und körperlich am Limit. Alle meine Kundinnen sind berufstätig, die meisten haben weitere Kinder, um die sie sich ebenfalls kümmern müssen. Sie kämpfen täglich gegen ihre eigene Machtlosigkeit und vergessen dabei sich und ihre eigenen Bedürfnisse. Und plötzlich sagt sie:
"Mama ich kann Zuhause nicht gesund werden!"
Enttäuschung oder Erleichterung?
Die Enttäuschung steht jeder Frau ins Gesicht geschrieben. Nach einer meist jahrelangen Leidensgeschichte voller Hoffnung auf Heilung macht sich das Gefühl des Versagens breit. Oftmals werden alte Schuldgefühle getriggert und das Gedankenkarussell erhält damit wieder neues Futter. Mütter stellen sich und ihre Bemühungen schnell in Frage. Sie fühlen sich unfähig, machtlos und als Verliererin in dem gefährlichen Spiel der Magersucht. Eigentlich haben sie die Aufgabe der Retterin übernommen. Sie wollen der Fels in der Brandung sein und zugleich die Person, die allzeit die Fäden in der Hand hält. Einerseits haben sie den Überblick und schauen von außen auf die Krankheit und andererseits sind sie mittendrin im Kern des großen Ganzen. Sie sind ein Teil des „Spiels“. Wenn man das Wort Enttäuschung genauer betrachtet, bedeutet es sinngemäß „das Ende der Täuschung“. Doch um welche Täuschung geht es genau an dieser Stelle? Mütter glauben, dass ihre Tochter durch all ihre Bemühungen gesund werden wird. Sie müssen nur das Zepter in die Hand nehmen und sie leiten und führen. Sie kontrollieren das Gewicht, die Kalorienmengen, den Bewegungsdrang, die Stimmung, die Körperform und noch viel, viel mehr. Daraus entsteht das große Feld der Erwartungen. Sie haben die Erwartung an ihre Tochter, dass sie die geforderte Menge isst, dass das Gewicht entsprechend steigt, dass sie es an der Körperform sehen kann, dass das erlaubte Bewegungsmaß eingehalten wird, dass sie sich bei der Therapeutin öffnet und gut mitmacht, dass sie weiterhin zur Schule geht und ihren Abschluss schafft, dass sie mit der Selbstverletzung aufhört und, und, und. Mit der Aussage, dass ihr geliebtes Kind zuhause nicht gesund werden kann, fühlen sie sich schnell als Versagerin, nicht gesehen und vielleicht sogar ausgenutzt. Alte Muster aus ihrer eigenen Kindheit werden wach und rufen schnell den alten, bekannten Schmerz hervor. Unverständnis, Traurigkeit und Verzweiflung machen sich breit. Viele Frauen bleiben in diesen Emotionen verhaftet. Ihr Leben lang.
Oder doch Erleichterung?
Während die eine Mutter in den oben beschriebenen Emotionen verhaftet bleibt, spürt die andere Frau nach einiger Zeit Erleichterung. Ja, es ist sehr schwer zu ertragen, wenn das eigene schwer erkrankte, geliebte Kind der eigenen Mutter nach all den Jahren der Fürsorge und Aufopferung den Rücken zuwendet. Doch gleichzeitig ist es eine Möglichkeit die Verantwortung endlich loszulassen. Es ist die Gelegenheit SIE loszulassen und ihren eigenen Weg gehen zu lassen. Ihr die Verantwortung für sich selbst zu übergeben damit sie endlich gesund werden kann. Viele Töchter haben es schnell verstanden, wo der Ursprung ihrer Erkrankung liegt. Andere brauchen dafür viele Jahre. Doch intuitiv wissen sie es alle schon längst. ( siehe Blogbeitrag, "So sehe ich die Magersucht.") Wir Mütter stehen uns nur selbst im Wege. Unsere eigene Prägung, unsere Muster und Glaubensätze aus unserer eigenen Kindheit sind tief in uns verankert und hindern uns daran „klar zu sehen“. Ich selbst habe lange Jahre durch diese Brille geschaut und die „Klarheit“ nicht zugelassen.
Doch nur mit dem Auszug aus dem Elternhaus in eine Wohngruppe oder Klinik ist der Ursprung der Magersucht nicht behoben. Die inneren Anteile der Mutter lösen sich durch die Distanz nicht einfach auf. Sie wirken weiterhin auf ihre Tochter.
Deshalb sollten Mütter sich ebenfalls helfen lassen. Sie sollten sich jemandem anvertrauen, der sich gut auskennt und mit deren Hilfe die tief verankerten Muster und Glaubenssätze aufgelöst werden. Wie bei einer Zwiebel. Schale für Schale darf abfallen und den wahren Kern zum Strahlen bringen. Frauen, die diesen Weg in ihre eigene emotionale Freiheit gehen bereiten gleichzeitig den Weg der Heilung für ihre Tochter vor. Frauen, die diesen Weg gehen tragen auf diese Weise weit mehr zur Heilung ihrer Tochter bei als sie sich zuvor vorstellen konnten.
Von Herzen Danke, dass Du diesen Artikel gelesen hast. Vielleicht hast Du Fragen, die Dich selbst betreffen oder meine Arbeit. Du kannst mich über das Kontaktformular oder die Kommentarfunktion anschreiben oder meine Kanäle auf Social Media nutzen. Ich freue mich über jede Nachricht.
Herzlichst
Michaela
"Mama ich kann zuhause nicht gesund werden!" (Kopie)
Die meisten Mütter einer an Magersucht erkrankten Tochter berichten im Erstgespräch, dass ihre Tochter den Wunsch hat das eigene Zuhause zu verlassen. Meistens handelt es sich hier um eine lange Leidensgeschichte oder um einen sehr schweren Verlauf. Für Mütter ist diese Aussage, dass ihre Tochter zuhause nicht gesund werden könne erst einmal wie ein Schlag ins Gesicht. Sie alle geben stets 100% damit ihr Kind wieder gesund wird. Sie sind 24 Stunden täglich mit dem Thema der Magersucht beschäftigt. Sie agieren bis zur Selbstaufgabe. Viele Frauen leben emotional und körperlich am Limit. Alle meine Kundinnen sind berufstätig, die meisten haben weitere Kinder, um die sie sich ebenfalls kümmern müssen. Sie kämpfen täglich gegen ihre eigene Machtlosigkeit und vergessen dabei sich und ihre eigenen Bedürfnisse. Und plötzlich sagt sie:
„Mama ich kann zuhause nicht gesund werden!“
Kommentare
Ich freue mich auf eure Kommentare, eigene Erfahrungen und eventuelle Fragen!
Einen Kommentar schreiben
Die Mail-Adresse wird lediglich zur Verifizierung des Eintrags benötigt und nicht veröffentlicht, für weitere Zwecke verwendet oder an Dritte weitergereicht. Die Daten werden verschlüsselt übertragen. Weitere Informationen finden sich in der Datenschutzerklärung.
Dein Feedback hinzufügen