Die Schritte meiner Heilung als Mutter einer an Magersucht erkrankten Tochter

Ich startete damals mit meinem Coaching, damit mir jemand dabei hilft mit der Situation, als Mutter einer an Magersucht erkrankten Tochter, besser umgehen zu können. Ich wusste nicht genau was ich erreichen kann und wie ich mich dann fühlen werde. Doch ich wusste genau was ich nicht mehr aushalten kann. Was mich traurig macht. Was mir Angst macht. Was mir Sorgen macht. Ich wusste genau welches Gefühl ich einfach nicht mehr fühlen möchte. Ich konnte meine körperlichen Schmerzen einfach nicht mehr ertragen.


Schon in meiner ersten Stunde habe ich etwas über Selbstverantwortung gelernt

Ich habe gelernt, dass wir Menschen gerne die Verantwortung an andere Personen oder Situationen abgeben, um uns selbst damit zu entlasten. Wir begeben uns damit in die sogenannte „Opferhaltung“. Wir sehen uns als das Opfer der Umstände. Wir lassen Personen oder Umstände über uns und unsere Emotionen bestimmen. Wir geben ihnen die Macht über uns. Ich habe damals der Magersucht die Macht über mich gegeben. Ich habe meiner kranken Tochter die Macht über mich erteilt, indem ich mich ihr nicht entziehen konnte. Ich habe mich von ihr in ihren Kokon der Magersucht hineinziehen lassen. Genau wie fast alle Mütter in dieser Situation. Das geschieht völlig unbewusst und ist total normal.


Meine erste Entscheidung


Meine erste Entscheidung war, dass ich ab sofort für alles, was in meinem Leben geschieht zu 100% die Verantwortung übernehme. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich klar wie weitreichend diese Entscheidung für mich sein wird. Und rückwirkend betrachtet, wie befreiend sie für mich war. So bin ich also in mein Coaching gestartet. Mit der Zeit habe ich mich immer besser kennengelernt. Ich habe mich immer besser verstehen können. Ich habe mich und mein Leben aus einer anderen Perspektive betrachten können und Parallelen zwischen mir und meinem Kind erkennen können. Ich hatte mit jeder Coachingeinheit weitere Erkenntnisse und AHA-Momente. Ich habe viele Themen aufgelöst und bin mir immer näher gekommen. Mein Weg war ein Prozess. Mein Weg ist immer noch ein Prozess.


Unser Leben ist ein Prozess, wenn wir uns darauf einlassen.


Ich habe mich darauf eingelassen und durfte Stück für Stück heilen. Ich habe Schale für Schale abstreifen können. Ich habe mich befreit. Das alles geschah manchmal schnell und mit Wucht und manchmal unbemerkt und leise. Doch meine Veränderungen sind gigantisch.


Ich habe meine Heilung daran wahrgenommen, dass ich spürte, dass die Liebe zu mir größer wurde als der Wunsch allen anderen zu gefallen. Ich hatte plötzlich nicht mehr das Bedürfnis, dass mich andere Menschen mögen müssen.


Ich wusste, dass ich heile, als ich aufhörte anklagend und selbstkritisch mit mir zu reden. Stattdessen schenkte ich mir mehr und mehr Mitgefühl.


Ich wusste, dass ich heile, als die Wut in mir immer weniger wurde und sich die Trauer dahinter endlich zeigen konnte.


Ich wusste, dass ich heile, als ich NEIN sagte. NEIN zu Menschen und Dingen, die mir mehr Energie nehmen als geben.
Ich wusste, dass ich heile, als ich aufhörte meine Schwächen zu überspielen und verstanden habe, dass sie ein Teil meiner Einzigartigkeit sind.


Ich wusste, dass ich heile, als ich mich für meine Bedürfnisse, statt die Erwartungen anderer entschied.


Ich wusste, dass ich heile, als ich bei Dingen, die ich nur für mich tue, kein schlechtes Gewissen mehr hatte.


Ich wusste, dass ich heile, als ich aufhörte meinen Wert in der Bestätigung anderer zu suchen und den Glanz in MIR entdeckte.


Ich wusste, dass ich heile, als sich diejenigen Menschen von mir abwanden, die früher davon profitierten, dass ich keine Grenzen setzte.


Ich wusste, dass ich heile, als ich immer mehr meine Wahrheit erkannte und mich traute sie auch auszusprechen.


Je länger mein Prozess dauerte, umso mehr verstand ich, dass meine Themen auch die Themen meiner Tochter waren. Dass wir eins sind. Dass durch ihre Krankheit meine Themen sichtbar werden konnten. Dass meine Heilung auch ihre Heilung sein würde.

Das große Geschenk


Rückwirkend habe ich das große Geschenk hinter dem Drama der letzten Jahre erkannt und es mit offenen Armen in Empfang genommen.

Möglicherweise erkennst Du Dich auch gerade in meinem Beitrag wieder. Vielleicht hast Du auch das eine oder andere Thema, was geheilt werden darf.


Wofür entscheidest Du Dich? Für Heilung oder weiterhin Drama, Angst und Sorgen?


Von Herzen Danke, dass Du diesen Artikel gelesen hast. Vielleicht hast Du Fragen, die Dich selbst betreffen oder meine Arbeit. Du kannst mich über das Kontaktformular oder die Kommentarfunktion anschreiben oder meine Kanäle auf Social Media nutzen. Ich freue mich über jede Nachricht.

Herzlichst
Michaela

 

 

 

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Kommentare

Ich freue mich auf eure Kommentare, eigene Erfahrungen und eventuelle Fragen!

Kommentar von Heike Senger-Herold

Liebe Michaela
Ich habe mich in deinem Beitrag wieder erkannt. Sovieles trifft auch auf mich zu.Es waren die schlimmsten Jahre meines Lebens, meine Tochter während ihrer sehr kranken Zeit zu begleiten.Seit sie mit ihrem Freund zusammenlebt und meine Ehe durch die Krankheit in die Brüche gegangen ist,habe ich das letzte Jahr versucht auch mein Leben zu reflektieren.Nicht leicht,aber nötig.
Danke für deinen Beitrag.

Antwort von Michaela Pukrop

Liebe Heike,

vielen Dank für Dein Interesse an meinen Beiträgen. Ich bin über Deine ehrlichen Worte sehr berührt. Es ist tatsächlich so, dass diese Erkrankung auch eine sehr große Belastungsprobe für die elterliche Beziehung ist. Das habe ich ja ebenso erlebt. Das ist übrigens auch ein Punkt, für den die Töchter sich verantwortlich fühlen. Es ist so schön für mich zu lesen, dass auch Du Dir Dein Leben rückwirkend angeschaut hast. Denn wir haben IMMER einen Anteil an der Magersucht unserer Töchter. Ob wir es sehen wollen oder nicht. Er ist da. Wenn wir Mütter nicht heilen, holt dieses Thema irgendwann die Familie noch einmal ein. Ich wünsche Dir weiterhin Mut und Energie auf Deinem Heilungsweg.

Herzlichst Michaela

 

 

Kommentar von Sabrina

Danke für diese wertvollen Impulse. Sie beflügeln mich, umzudenken und die Erkrankung neu zu sehen.

Antwort von Michaela Pukrop

Vielen Dank für Deine Nachricht. Es freut mich sehr, dass ich Deine Sicht auf die Erkrankung verändern darf.

Herzliche Grüße

 

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