Die 4 Phasen der Krisenbewältigung bezogen auf die Magersucht Deiner Tochter

Weil wir Mütter so sehr in der Magersucht unseres Kindes verhaftet sind empfinden wir diesen Zustand als die größte Krise unseres Lebens. Wir leiden sozusagen mit „Haut und Haar“ mit. Wir sind mit allen Sinnen involviert. Ob wir es wollen oder nicht. Nach dem ersten klitzekleinen Hinweis, dass etwas nicht stimmen könnte mit Ihr, sind wir auf der Hut. Ganz wie von selbst sind alle Antennen ausgefahren, um jeden Hinweis zu finden, der uns etwas Greifbares liefert. Etwas, was wir übersehen haben. Etwas, dass uns bestätigt mit unserer Annahme richtig zu liegen. Oder vielleicht etwas, was unser Bauchgefühl widerlegt. Uns wissen lässt, dass wir uns geirrt haben. Ja, ganz bestimmt haben wir uns verrannt. Irgendwo stand in einen Artikel mal etwas über Magersucht, den haben wir flüchtig überlesen. Er war nicht wichtig damals. Kam für uns nicht in Frage. Kein Bedarf, dieses Wissen zu konsumieren.

Doch nichts geschieht ohne Grund

Wir lesen keine Artikel, Bücher etc. ohne Grund. Das Schicksal, Universum oder Gott wie auch immer Du diese große Macht nennen magst, sorgt dafür, dass wir die Informationen erhalten, die für uns wichtig sind. Und deshalb wirst Du in diesem Beitrag erfahren, dass wir Menschen in Krisen immer ganz bestimmte Phasen durchlaufen. Dabei ist es völlig egal um welche Krise es sich handelt. Es kann eine Weltkrise sein, wie die Finanzkrise, ein Krieg, eine Scheidung, der Tod einer lieben nahestehenden Person oder…..die Magersucht Deiner Tochter. Jeder Mensch durchlebt diese Phasen. Unbewusst und bewusst. Die Reihenfolge ist immer gleich, doch die Dauer und die Intensität mit der wir die Phasen erleben, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Abhängig vom „Bewusst-Sein“ und vom Mindset ist es möglich ziemlich schnell die ersten 3 Phasen zu durchleben um in Phase 4 in die Veränderung zu gehen. Damit DU zu den Frauen gehörst, die schnell und bewusst die ersten 3 Phasen durchleben und in Phase 4 „durchstarten“ können stelle ich Dir hier die Phasen der Krisenbewältigung vor.

Die Phasen der Krisenbewältigung bezogen auf die Magersucht Deiner Tochter

1. Verleugnen

Wie zu Beginn des Beitrags beschrieben ist die erste Phase gekennzeichnet durch „Nicht Wahrhaben wollen“. Wir haben so ein Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Eine Ahnung, die erst eher unbewusst wahrgenommen wird und dann sozusagen immer „lauter“ wird. Je „lauter“ desto deutlicher wird die Ahnung, Vermutung oder das Bauchgefühl. Anfangs schaffen wir es noch dieses ungute Gefühl wegzudrücken. Weil wir nicht hinschauen wollen. Aus Angst! In unserem Unterbewusstsein sind die Informationen aus dem Artikel, Buch, Reportage etc. abgespeichert. Dieses Wissen will an die Oberfläche ins Bewusstsein. Dieses Wissen deckt sich mit unserer Ahnung, mit dem was wir wahrgenommen haben, aber nicht sehen wollen. Doch irgendwann wird aus den einzelnen Puzzleteilchen ein klares Bild.

2. Gefühlsachterbahn

Direkt nachdem wir ein klares Bild im Kopf haben und es wirklich nicht mehr möglich ist die Beobachtungen zu verleugnen befinden wir uns in der 2. Phase . Vielleicht hat unsere Tochter auch schon von ihren „Problemen“ erzählt. An diesem Zeitpunkt setzt das Gefühlschaos ein. Es trifft uns mit einer Wucht, die wir nicht für möglich halten. Die Gefühle überfluten uns und der Schmerz scheint kaum aushaltbar. Wir versuchen auf Verstandesebene das Chaos zu sortieren, in den Griff zu bekommen oder wegzuschieben. Doch das gelingt ab hier nicht mehr. Der unerträgliche Schmerz versetzt uns in einen schockähnlichen Zustand. Diese Phase ist so schmerzvoll, dass wir nach Möglichkeiten suchen um den Schmerz erträglicher zu machen.

3. Orientierung

Diese Phase ist gekennzeichnet von Schuldgefühlen. Wir beginnen uns selbst die Schuld an der Magersucht zu geben. Wir fühlen uns verantwortlich und suchen nach „Fehlerquellen“, durch die wir unser eigenes Versagen rechtfertigen können. Es fühlt sich leichter an sich selbst zu beschuldigen, als den Schmerz zu ertragen. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren um mögliche Gründe für das Entstehen der Essstörung zu finden. Eine Ursache, oder einen Auslöser. Socialmedia, Heidi Klum oder die Lehrer in der Schule. Mobbing oder die Trennung vom Ehemann. In dieser Phase ist uns alles recht. Wir suchen und beschuldigen. Begeben uns automatisch in die sogenannte „Opferrolle“.  Wir bemitleiden uns, mal mehr mal weniger, bis zur Resignation. Während diese Emotionen in unserem Inneren ablaufen ist es typisch für Mütter mit einem an Magersucht erkrankten Kind, dass sie in Aktion treten. Sicher kennst Du das auch, dass Du in dieser Phase nach Therapeuten, Ärzten, Ernährungsberatung etc. gesucht hast. Du hast nichts unversucht gelassen um Hilfe für Deine Tochter zu organisieren. Du hast Bücher gelesen, im Internet recherchiert und nach Selbsthilfegruppen gesucht. Etwas tun zu können lindert den Schmerz. Wir fokussieren uns auf unsere Handlung und nicht auf unser Herz. Alle Frauen, die ich kennengelernt habe verweilen am Längsten in dieser Phase. Es ist leichter etwas zu tun als zu leiden. Wenn alle Möglichkeiten der Hilfe organisiert und in Anspruch genommen wurden tritt kurzfristig wieder eine Leere auf. Dies ist eine günstige Gelegenheit für den Schmerz sich in der Leere auszubreiten. Da wir immer noch nicht bereit sind dies zuzulassen greifen wir Mütter nach drastischeren Maßnahmen. Wir kontrollieren unsere Tochter. Wir sorgen dafür, dass unser Kind ausreichend isst und an Gewicht zunimmt. Wir bewachen es auf Schritt und Tritt und geben uns dabei „förmlich“ auf. Wir begeben uns in die Blase der Essstörung und finden nicht mehr hinaus. Wir drücken den Schmerz immer wieder weg, überdecken ihn und wollen ihn immer noch nicht spüren. Wir werden krank, können nicht mehr arbeiten. Einige werden depressiv und benötigen Psychopharmaka. Die meisten, wenn nicht sogar alle Mütter verweilen am Längsten in dieser Phase. Bei vielen dauert sie mehrere Jahre an. Bei mir waren es 6 Jahre. Diese Zeit ist geprägt durch ein ständiges auf und ab der Gefühle. Eine Zeit der Hoffnung und Enttäuschung. Doch kein Ende ist in Sicht. Erst wenn WIR an einem Punkt angekommen sind, an dem wir gar nicht mehr können. Unser eigener Körper rebelliert, wir nicht mehr gesund werden, der Freundeskreis immer kleiner wird und vielleicht unsere Ehe nur noch auf einem sehr wackeligen Fundament steht oder sogar beendet wurde, dann sind wir bereit für die nächste Phase.

  4. Veränderung

Diese Phase ist zu Beginn dadurch gekennzeichnet, dass wir nur aus tiefstem Schmerz und dem Gefühl der unerträglichen Ohnmacht eine leichte Bereitschaft verspüren etwas verändern zu müssen. Wir sind nur bereit dazu, weil der jetzige Zustand unerträglich für uns ist. Frei nach dem Motto:“ Friss oder stirb!“.  Wir sind noch nicht wirklich offen für Veränderung, erkennen aber, dass, wenn wir genauso weiter machen wie bisher, nur ein Fass ohne Boden auf uns wartet. Sozusagen ein „Schrecken ohne Ende“. An diesem Punkt sind alle Frauen, die sich bei mir melden. Manche sind schon sehr viele Jahre in der Krankheit verhaftet, einige erst seit 1 oder 2 Jahren. Doch eines haben alle gemeinsam.                                                                   

                               Sie können nicht mehr!!

In meinem nächsten Blogbeitrag werde ich ganz ausführlich über die Phase der Veränderung schreiben. Sei schon jetzt ganz gespannt. Denn Du wirst erfahren wie Veränderung geschieht und wie ich Dich dabei begleiten kann.

 

Von Herzen Danke, dass Du diesen Artikel gelesen hast. Vielleicht hast Du Fragen, die Dich selbst betreffen oder meine Arbeit. Du kannst mich über das Kontaktformular oder die Kommentarfunktion anschreiben oder meine Kanäle auf Social Media nutzen. Ich freue mich über jede Nachricht.

Herzlichst

Michaela

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