Deine innere Haltung ist der Schlüssel für einen leichten Umgang mit Deiner an Anorexie erkrankten Tochter

Ich habe so viele Jahre die gleichen Dramen erlebt, wie Du. Meine eigene Stimmung und Gemütslage wurden allein durch meine Tochter bestimmt. Fühlte sie sich schlecht, ging es mir schlecht. Fühlte sie sich noch schlechter, ging es mir noch schlechter. Je weniger sie aß umso größer wurden meine Ängste. Zeigte sie einen Anflug eines Lächelns, hüpfte mein Herz vor Freude. Hatte sie positive Erlebnisse und ließ mich daran teilhaben, dachte ich sofort, dass jetzt alles gut werden würde. Jahrelang war meine eigene innere Verfassung von ihr und ihrer Krankheit abhängig. Ich traute mich nicht etwas zu planen oder zu unternehmen, weil ich immer auf der Hut sein musste. Ich musste immer zur Stelle sein, um schnell unterstützen zu können. Ich wollte sie nicht allein leiden lassen. Frei nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid!

Ich fühlte mich wie ein Fähnchen im Wind

Ich passte mich stets ihr und ihrem Befinden an. All mein Tun war auf ihr Wohlbefinden ausgerichtet. Nicht, dass sie es eingefordert hätte. Nein, ich tat es aus einem inneren Drang und Verantwortungsgefühl heraus. Irgendein Teil in mir erwartete, dass ich mich für mein Kind aufopfere und mich dabei selbst vergesse. Unbewusst fühlte es sich nur auf diese Art und Weise richtig an. Ich war ihr stets zugewandt und dem Leben und meiner Familie abgewandt. Natürlich wollte ich es trotzdem allen anderen auch recht machen. Ich gab allen alles, was ich hatte, und trotzdem fühlte es sich so an, als wäre es nicht genug. Der innere Druck lastete sehr schwer in mir. Nicht nur einmal drohte ich an ihm zusammenzubrechen. Ich konnte nur die notwendigen Dinge erledigen. Freundschaften schliefen ein und gemeinsame Zeiten als Paar existierten nur als Wunsch in meinem Kopf. So war schnell abzusehen, dass auch dieser Lebensbereich auseinanderzubrechen drohte.

Ich änderte meine innere Haltung

Nach 6 Jahren ließ ich mich von einem Coach begleiten. Ich erkannte schnell, dass ich für mich und mein Lebensglück selbst verantwortlich bin. Und dass es meine Angelegenheit ist, wie ich mit der Situation, der Magersucht und meiner Tochter umgehe. Ich begriff endlich, dass ich sie für all mein Leid und die damit zusammenhängenden Umstände verantwortlich machte und dass auch mein Drang und das starke Verantwortungsgefühl für sie meinem Selbst entsprangen. Ich war für mein Wohl selbst verantwortlich! Nur ich selbst konnte es verändern! Wenn ich nicht an all dem Drama um mich herum zerbrechen wollte, musste ich es verändern. Ich wollte nicht mehr das Fähnchen im Wind sein! Ich wollte der Fels in der Brandung sein, der jedem Sturm standhält. So änderte ich mit seiner Unterstützung meine innere Haltung. Ich löste innere Themen und Blockaden auf und integrierte wunderbare Glaubenssätze, die mich immer mehr zu mir selbst führten. Es war ein Prozess, der mich auch an meine Grenzen brachte. Grenzen, die ich nie zuvor in meinem Leben gespürt habe. Ich begab mich in neue Ebenen meines Seins und wurde mir meiner selbst immer mehr bewusst. Ganz automatisch veränderte ich meine Haltung zu unserer Tochter und der Anorexie. Meine Worte und Taten hatten eine andere Energie. Bitten, betteln, schimpfen, drohen und strafen wurden überflüssig. Ich erkannte meine eigenen Grenzen und spürte, dass diese vom Außen akzeptiert wurden. Meine Veränderungen waren in all meinen Beziehungen spürbar. Freundschaften entwickelten sich neu und unsere Ehe lebten wir in einer nie zuvor dagewesenen Qualität. Mein Standing am Arbeitsplatz zeigte sich selbstbewusst, kompetent und nahbar. Mein Herz öffnete sich und ließ mich seit vielen Jahren endlich wieder wahre Liebe und Zuneigung mir selbst und anderen gegenüber spüren.

Die größte Veränderung erlebte ich mit unserer Tochter


Sehr schnell nachdem ich das Coaching begonnen hatte, schien unsere Tochter meine Veränderung wahrzunehmen. Sie spürte, dass ich die Opferrolle verlassen hatte und ihr mit einer anderen Haltung begegnete. Ich habe es geschafft bei mir zu bleiben und nicht, wie früher, in ihre Stimmungen einzusteigen und mitzuleiden. Ich war plötzlich innerlich stärker und gefestigter. Auch sie veränderte sich. Ganz langsam begann sie für sich und ihr Wohl zu sorgen. In kleinen und großen Schritten, immer weiter.  Ich konnte wieder lachen und Spaß haben. Ich konnte NEIN sagen und für mich einstehen. Ich hatte auf einmal mehr Zeit, die ich gerne und ganz entspannt mit unserer jüngeren Tochter verbringen konnte. Ich habe mich beruflich weiterentwickelt, in weitere Coachingausbildungen investiert und mich selbstständig gemacht. Ich spürte diesen Drang all meine Erfahrungen und Erkenntnisse an andere betroffene Mütter weiterzugeben. Es war ein inneres Feuer, dass sich entfacht hat. Es fühlte sich richtig an. Ich musste diesen Weg gehen und wurde von Klientin zu Klientin sicherer. Die Frauen zeigten mir, dass alles möglich ist, wenn wir uns darauf einlassen. Meine Erfolge sind ihre Erfolge. Ich feiere jede von ihnen.

Von Herzen Danke, dass Du diesen Artikel gelesen hast. Vielleicht hast Du Fragen, die Dich selbst betreffen oder meine Arbeit. Du kannst mich über das Kontaktformular oder die Kommentarfunktion anschreiben oder meine Kanäle auf Social Media nutzen. Ich freue mich über jede Nachricht.

Herzlichst
Michaela

 

 

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Kommentare

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Kommentar von Nina Sollich

Liebe Michaela, wieder einmal formulierst Du so treffend, was wir alle fühlen…vielen vielen Dank. Du warst mein Anker und mein „Türöffner“ zurück ins Licht ❤️

Antwort von Michaela Pukrop

Vielen herzlichen Dank für Deine Worte.

Kommentar von Johanna

Liebe Michaela,
ich danke dir erneut für diesen Blogbeitrag. Die Sätze:" Ich begriff endlich, dass ich sie für all mein Leid verantwortlich machte.... und mein starkes Verantwortungsgefühl meinem Selbst entsprach" finde ich ganz stark. Diese Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist die Quelle, um dahin zu kommen, dass sich mein Herz öffnet und mich wahre Zuneigung mir selbst gegenüber spüren lässt". Ich danke dir für deine Offenheit deiner eigenen tiefen emotionalen Welt gegenüber und das Teilen dieser über deinen Blog.

Dankeschön
Liebe Grüße J.

Antwort von Michaela Pukrop

Vielen herzlichen Dank für Deine lieben Worte. Es freut mich so sehr, dass Du meine Beiträge so intensiv liest.

 

 

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