Das Einzige, was Du brauchst ist Vertrauen!


Vertrauen ist DAS THEMA rund um die Essstörung. Ein einziges Wort. Neun Buchstaben. Substantiv, Neutrum. Verb.
Vertrauen ist ein Phänomen, das in unsicheren Situationen oder bei risikohaftem Ausgang einer Handlung auftritt. Wer sich einer Sache sicher sein kann, muss nicht vertrauen. Vertrauen ist aber auch mehr als nur Glaube oder Hoffnung, es benötigt immer eine Grundlage, die sog. „Vertrauensgrundlage“ (Wikipedia.org)


Wir Menschen kommen bereits mit einer riesigen Portion Urvertrauen auf diese Welt. Es ist in uns angelegt und erlaubt uns, dass wir uns voll und ganz auf unsere Mutter „einlassen“ können. Die enge Bindung, bereits im Mutterleib wahrgenommen, führt dazu, dass der Säugling sich von der ersten Lebensminute an geliebt und umsorgt fühlt. Dass er sich willkommen fühlt auf dieser Welt. Voller Vertrauen, dass ihm nur Gutes widerfahren wird und er stets liebevoll angenommen ist.  Bei der Geburt sind nur 20% des Gehirns ausgebildet. Erst nach und nach entstehen weitere synaptische Verbindungen durch unsere ersten Lebenserfahrungen. Gerade das erste Lebensjahr ist im Hinblick auf unser Urvertrauen sehr wichtig. Mutter und Kind leben idealerweise in einer symbiotischen Beziehung. Diese Zeit ist geprägt von tiefem Vertrauen und einer starken Bindung. Das Urvertrauen ist ein tiefes, körperlich abgespeichertes Gefühl und damit bester Nährboden für psychische Stabilität. Die Bindung zu anderen Menschen wie Vater, Großeltern und Geschwistern und später in Kita und Schule weitet sich aus. Gleichzeitig bildet sich ein Autonomiebedürfnis aus. Gelingt es nun den Eltern sich gut um ihr Kind zu kümmern. Das heißt, gelingt es ihnen die Bindungs- und Autonomiewünsche des Kindes zu erfüllen, kann Selbstwert und  Selbstvertrauen entstehen. Das Kind ist in der Lage sich und anderen Menschen zu vertrauen. Gelingt es den Eltern nicht die Bindungs- und Autonomiewünsche des Kindes zu erfüllen, erlebt das Kind „Vernachlässigung“. Das Urvertrauen beginnt zu wackeln und das Kind lernt sich anzupassen um mit seinen Eltern klarzukommen. Es übernimmt die Verantwortung dafür, dass die Beziehung zu den Eltern gelingt. Hier entsteht der Selbstwert durch den Spiegel zu den Eltern. Die Eltern spiegeln uns was wir wert sind. Auch diese tiefe Konditionierung bleibt uns ein Leben lang erhalten. Wir buhlen um Anerkennung, denn Anerkennung ist die Währung für Bindung. So entsteht ein überangepasster Mensch, der nicht gelernt hat sich selbst zu vertrauen und wertvoll zu fühlen.
An dieser Stelle kann sich als eine Form der Kompensation eine Essstörung entwickeln.
Für Mütter eines essgestörten Kindes ist es extrem wichtig ihrem Kind zu vertrauen. Ihrem Kind eigene Erfahrungen zu erlauben und für sich selbst Entscheidungen treffen lassen. Die Balance zwischen Autonomie und Bindung zu finden.


Vertrauen ist die Basis für Heilung von Mutter und Kind.


Vertrauen ist aber auch das Gegenteil von Kontrolle und Sicherheit. Das bedeutet, dass das Kontroll- und Sicherheitsbedürfnis langsam bröckeln dürfen, damit Vertrauen entstehen kann. In meinen Coachings habe ich bei fast allen Müttern erleben dürfen, dass sie selbst nicht vertrauen können. Das sie selbst die Kontrolle nicht aufgeben können. Dass sie selbst ohne Kontrolle nicht sein können. Dass Kontrolle für sie elementar wichtig ist. Lebenswichtig ist. Ohne zu kontrollieren würden sie in eine Leere fallen. Keine Möglichkeit haben sich zu orientieren und sich festzuhalten. Eine unerträgliche Unsicherheit würde entstehen. Ein Zustand, der Angst und Panik hervorrufen würde. Wenn die Tochter an Magersucht erkrankt ist spiegelt sie der Mutter ihr Kontroll- und Sicherheitsbedürfnis (die-magersucht-mein-spiegel). Und gerade zu diesem Zeitpunkt fahren wir Mütter unsere Kontrollmechanismen erst recht hoch. Wir fahren alle Geschütze auf um bloß nicht in unsichere, unvorhersehbare Situationen zu gelangen. Eine Strategie um Angst, Sorgen und Panik zu vermeiden. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Das Gedanken- Gefühlskarussell ist nicht mehr zu stoppen und wir begeben uns auf die Schwingungsebene der Essstörung, die die Erkrankung unseres Kindes nur noch mehr nährt.


Vertrauen und Liebe sind die beste Medizin


Um diese Schwingungsebene verlassen zu können ist es elementar wichtig Vertrauen zu erlangen. Vertrauen in die Heilung der Essstörung, Vertrauen in unser Kind und Vertrauen darauf, dass am Ende alles gut wird. Doch aus eigener Erfahrung weiß ich, wie unvorstellbar es ist seinem Kind zu vertrauen. Seinem Kind die Selbstverantwortung zu übertragen. Doch weiß ich auch, dass es die einzige Möglichkeit ist, dass die Tochter wieder gesund werden kann. Dass sie die Essstörung hinter sich lässt und ein gesundes, glückliches Leben führen kann. Dass sie ihr Bedürfnis nach Autonomie und Bindung selbst entdeckt, reguliert und ihren Selbstwert entwickelt. Das ist nur durch eigene Erfahrungen möglich. Und wir Mütter sind in meinen Augen dazu verpflichtet, sie diese Erfahrungen machen zu lassen. Wir müssen unseren Klammergriff lösen und unser Kind loslassen.


Loslassen und vertrauen damit Heilung geschehen kann


Für mich war es damals unvorstellbar wie ich das schaffen kann. Ich habe behauptet, dass niemand mein Leid und meine Sorgen nachvollziehen kann, der das nicht selbst erlebt hat und es für mich unmöglich wäre mein Kind loszulassen. Loslassen hatte damals für mich die Bedeutung von Fallenlassen, aufgeben, alleine lassen. Und ich wusste gar nicht wie ich vertrauen kann. Dieses Phänomen habe ich auch bei allen meinen Klientinnen wahrgenommen. Um dem Kind vertrauen zu können muss die Mutter erst sich selbst vertrauen können. Und das ist bei einer perfektionistischen, kontroll- und sicherheitsbedürftigen Frau fast unmöglich. Deshalb gilt es erst einmal das Vertrauen in sich selbst zu finden. In sich als Mensch auf dieser Welt. Zu wissen, was mich ausmacht, welche Talente und Werte ich habe und welchen Wert ich mir selbst gebe. Die meisten Frauen wissen zu Beginn des Coachings auf diese Fragen noch keine Antworten. Doch bereits nach kurzer Zeit finden sie mehr und mehr zu sich, erkennen ihren Wert und sind in der Lage sich selbst zu vertrauen. Ohne Kontrollmechanismen, ohne Netz und doppelten Boden.

Und dieses Selbstvertrauen ist der Start in eine „neue“ Freiheit.

Eine innere Befreiung, eine Leichtigkeit und Freude, die wir dann auch leben und ausstrahlen. Völlig unbemerkt heben wir dadurch unsere Schwingungsebene an. Wir ersetzen Angst und Panik durch Vertrauen und Liebe. Ein innerer Zustand, der unser Leben massiv erleichtert und gleichzeitig unser Kind ermuntert es uns gleichzutun. Wir sind wieder in der Lage unseren Fokus auf andere Dinge zu legen. Auf den Partner, Geschwisterkinder, Freunde. Auf Dinge, die uns Freude bereiten, die uns erfüllen. Auf Dinge, die uns wertvoll fühlen lassen. Wir sind in der Lage intuitiv Entscheidungen zu treffen. Wir müssen nicht mehr lange nachdenken ob wir uns in bestimmten Situationen „richtig“ verhalten. Wir brauchen keine Ratgeber mehr. Ich bemerke es in meiner Praxis, dass die Mütter immer seltener den WhatsApp Notfallsupport in Anspruch nehmen. Mit zunehmendem Selbstvertrauen sind sie in der Lage sich auf sich selbst zu verlassen. Auf ihr Gefühl und ihre Intuition. Eines Tages wird ihnen bewusst, dass sie Großartiges vollbracht haben und ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit erfüllt ihr Herz.

Von Herzen Danke, dass Du diesen Artikel gelesen hast. Vielleicht hast Du Fragen, die Dich selbst betreffen oder meine Arbeit kannst Du mich über das Kontaktformular oder die Kommentarfunktion anschreiben oder meine Kanäle auf Social Media nutzen. Ich freue mich über jede Nachricht.


Herzlichst
Michaela

 

 

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Kommentare

Ich freue mich auf eure Kommentare, eigene Erfahrungen und eventuelle Fragen!

Kommentar von Nina

Danke❤️
Deine Blogbeiträge sind immer so treffend und hilfreich!

Antwort von Michaela Pukrop

Liebe Nina,

von Herzen Danke. Ich freu mich so sehr über Dein Feedback.

 

Kommentar von Christina

Liebe Michaela! Jedes Mal, wenn ich einen neuen Beitrag von dir lese, habe ich das Gefühl, du hast ihn für mich bzw. Über meine derzeitige Situation geschrieben. So treffend sind deine Worte und Beschreibungen. Ich lese sie immer wieder - sie helfen mir sehr. Ich danke dir aus tiefstem Herzen dafür💕Christina

Antwort von Michaela Pukrop

Von Herzen Danke für Deine lieben Worte. Es ist mir eine große Herzensangelegenheit durch meine eigenen Erfahrungen aufzuklären und zu unterstützen. Umso mehr freue ich mich über Feedback. Danke, Danke, Danke

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